An einem sonnigen Tag im Juli trafen wir Max und Lenni, die Erfinder der Timberjane®, im Motion Lab, einer Prototypenwerkstatt in Berlin. Wir sprachen über ihre Reise zur Firmengründung, die Herausforderungen, denen sie begegneten, und die spannenden Entwicklungen ihrer innovativen Growbox.
Stellt euch doch kurz vor und erzählt, was ihr vor Timberjane® gemacht habt.
Lenny: Hallo, ich bin Lenni. 2018 habe ich zusammen mit Max unser Unternehmen gegründet. Davor habe ich Wirtschaftsingenieurwesen studiert und in ein, zwei großen Firmen reingeschnuppert. Doch letztlich hat mich die Selbstständigkeit gereizt und durch glückliche Zufälle kam ich mit Max zu diesem Projekt.
Max: Hallo, ich bin Max. Ich habe einen Master in Geotechnologie gemacht, aber schnell gemerkt, dass die Suche nach Erdöl nichts für mich ist. Mein Interesse galt den lebenden Pflanzen, also studierte ich gartenbauliche Phytotechnologie. Meine Bachelorarbeit schrieb ich über unsere Growbox. Lenni und ich haben uns gefunden und arbeiten seitdem an unserem gemeinsamen Traum.
Was ist die Timberjane®? Warum soll ich eine kaufen?
Lenni:
Die Timberjane® ist eine vollautomatische Möglichkeit, Pflanzen zu kultivieren, und das in einem schicken Möbelstück. Es ist ein Holzschrank, der sich perfekt in dein Wohnumfeld integriert. Er arbeitet geruchsdicht, leise und extrem effizient und übernimmt alle Schritte von der Keimung bis zur Ernte und Trocknung. Über die App bleibst du stets informiert, was im Inneren passiert. Warum du die Box kaufen solltest? Anbauen macht Spaß, wenn alles funktioniert aber grade Neueinsteiger sind häufig überfordert. Welches Equipment brauch ich? Welche Dünger? Wie baue ich alles zusammen? Wann muss gegossen werden? Etc. Wir haben über die Jahre viele Fragen gestellt bekommen und auch eigene Umfragen gemacht. Die Antwort auf all diese Fragen ist nun unsere Timberjane – lacht. Wenn du Wert auf eine ästhetische Lebensumgebung legst und auch mal zwei Wochen in den Urlaub fahren möchtest ohne dich um deine Pflanzen sorgen zu müssen, haben wir also die Lösung.
Max: Besonders hervorzuheben ist noch, dass das Möbel nur circa einen Meter hoch ist. Viele befürchten, die Pflanze wächst durch die Decke oder der Ertrag ist zu gering. Unser Steuerungssystem verhindert das, und unsere seitlich eingebauten Lampen ermöglichen 30 % mehr Ertrag auf der gleichen Fläche. Das bedeutet, es kommt etwa ein Gramm pro Tag heraus, also grob 70 Gramm alle 70 Tage – für eine Fläche von 0,2 Quadratmetern ist das mehr als solide.
Ihr habt das Interview spontan ins Motion Lab Berlin verlegt, warum?
Lenni: Wir haben hier eine großartige Infrastruktur, um Prototypen zu fertigen und Serien zu produzieren. Heute müssen wir an die Maschinen, haben noch Lasercutten und 3D-Drucken vor uns. Außerdem sind wir hier Teil einer großen Community, alle mit eigenen spannenden Projekten.
Wie lange hat die Entwicklung gedauert? Wo gab es die größten Blockaden/Zeitfresser?
Lenni: Ehrlich gesagt, 100 % fertig sind wir noch nicht. Wir sind bei 95 bis 98 %, je nachdem, welches Teil man betrachtet. Die Entwicklung war extrem spannend, aber auch langwierig, da unser Ziel war, alle Komponenten in Einklang zu bringen und alles auf die Cannabispflanze abzustimmen. Zum Beispiel das Möbelstück so zu konstruieren, dass es geruchsdicht ist ohne Gummidichtungen zu verwenden. Außerdem muss sie den Anforderungen an Verzug durch Luftfeuchte und Temperaturunterschiede. Diese Prozesse sorgen für Spannungen im Holz, die wir konstruktiv ausgleichen mussten standhalten und auch hier mit der Einschränkung nur speichelechte Lacke und Öle zu benutzen. Das war ein Major Part.
Max: Es gab unheimlich viele Herausforderungen. Wir haben zu dritt gestartet, dann wollte einer von uns nicht mehr weitermachen. Wie geht man damit um? Dann fiel unser ITler aus, das mussten wir auch auffangen. Mit wenig finanziellen Ressourcen mussten wir Probleme clever lösen, ohne viel Geld auszugeben. Es gab einige Hiobsbotschaften, die wir wegstecken mussten, um weiterzuentwickeln. Jedes Bauteil stellte eine neue Herausforderung dar. Das Möbelstück, die Lampen, die Filter, Lüftungssysteme, Oberflächenbehandlung, Scharniere, Schrauben, die App, die Dateninfrastruktur und der ganze Business-Kram. Es ist eine ständige Herausforderung.
Wie sind die Rollen im Team verteilt, insbesondere in Bezug auf Teamleitung und Projektmanagement?
Lenni: Wir haben keine strikte Rollenverteilung aber beide unsere Stärken. Außer Max und mir sind noch weitere Personen dabei. Wir sind beide Geschäftsführer. Ich kümmere mich um Finanzplan und rechtliche Angelegenheiten und bin gut in 3D-Modellierung. Das kommt uns bei der Fertigung des Möbels und anderer Bauteile zu Gute.
Max: Ich bin für die Verbindung von Pflanzen und Technik zuständig. In manchen Bereichen haben wir eine klare Aufteilung, in anderen springt derjenige ein, der Kapazität hat. Wir haben zwei weitere Mitarbeiter, ein Vater-Sohn-Duo, das die Hardware- und Softwareentwicklung übernimmt. Zu unserem Glück glauben auch diese beiden an unser Projekt, da unsere Personalkosten für die beiden Spitzenkräfte sonst immens hoch wären. Dass sie so viel Motivation und Zeit ins Projekt investieren, ist die Grundlage dafür, dass es uns heute noch gibt.
Wie seid ihr auf den Namen Timberjane® gekommen und habt ihr Maßnahmen ergriffen, um den Namen rechtlich zu schützen?
Lenni: Timberjane® entstand nach einem langen Prozess der Namenssuche. Bei einem Ausflug in der Uckermark kam uns dann der Einfall. Timber steht für Holz und Jane aus Mary Jane. Der Name gefiel uns und wir haben ihn geschützt. Zuerst in Deutschland, dann in der EU, Großbritannien und der Schweiz. So haben wir in den wesentlichen Ländern Europas die Perspektive, unser Produkt unter der Marke zu vertreiben.
Wie teuer ist eine Namensschützung in Deutschland und der EU?
Lenni: In Deutschland haben wir etwa 900 € bezahlt, für die EU-Markenanmeldung fast noch einmal genauso viel. Es gibt tolle Finanzhilfen, bei denen man 50 % der Kosten erstattet bekommt. Für die Schweiz und Großbritannien zusammen waren es etwa 300 bis 400 €.
Warum habt ihr euch direkt für die Gründung einer GmbH entschieden und nicht für eine GbR oder eine andere Rechtsform?
Max: Wir haben 2018 tatsächlich zuerst eine GbR gegründet, am Gründonnerstag – passenderweise.
Lenni: Die GbR war für uns der einfache Einstieg in die Gründung, da sie steuerlich unproblematisch ist. Mit der GbR konnten wir uns für Förderungen bewerben und gegenüber Firmen und Herstellern seriöser auftreten. Die GmbH haben wir im Mai 2023 gegründet, als wir in die Öffentlichkeit gingen und erste Produktteile entwickelt hatten. Steuerlich wäre es kompliziert geworden, alles von der einen Firma an die andere zu transferieren. Mein Vater ist unser Steuerberater, was den Prozess erleichtert hat. Wir haben uns für den Gründungsbonus beworben, was mit der alten GbR nicht mehr möglich gewesen wäre. Die GbR existiert noch und hält Marken- und Patentrechte, um diese nicht an potenzielle Investoren abtreten zu müssen.
Wie habt ihr das Startkapital für euer Unternehmen aufgebracht? Habt ihr Förderungen oder andere Subventionen in Anspruch genommen?
Lenni: Es kommt darauf an, in welchem Stadium man sich befindet. In Berlin sind die Universitäten super, um bürokratische Förderfragen zu beantworten. Auch wenn die Cannabisthematik selten gut ankommt. Wir haben Ansprechpartner über verschiedene Gründungsmessen gefunden. Die IBB (Investitionsbank Berlin) ist ein guter Ansprechpartner, bietet Seminare und Workshops zu Fördermitteln. Wir haben viel versucht, vieles nicht bekommen, aber das Potenzial wurde gesehen. Primär haben wir uns selbst finanziert und dabei viel gearbeitet. Viele Freunde haben uns unentgeltlich oder zu niedrigen Kosten geholfen.
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Musstet ihr für die Finanzierung einen detaillierten Businessplan erstellen? Falls ja, wie seid ihr dabei vorgegangen?
Lenni: Wir haben diverse Businesspläne geschrieben, immer auf das jeweilige Förderprogramm zugeschnitten. Ich würde immer empfehlen, einen zu erstellen, um Unklarheiten aufzudecken. Man sollte die Kernfragen seines Geschäfts selbst beantworten können, sonst ist man in die falsche Richtung unterwegs.
Welche Werbemaßnahmen haltet ihr für am wichtigsten, um eure Growbox erfolgreich zu vermarkten?
Max: Aktuell setzen wir auf Mundpropaganda und Messen, da wir ein hochpreisiges Produkt haben. Vertrauen ist wichtig, und das gewinnt man durch Empfehlungen und direkten Kontakt auf Messen. Wir wollen organisch wachsen, keine großen Marketingmaßnahmen aufziehen, solange wir nicht in großen Stückzahlen liefern können. Langfristig setzen wir auf Influencer-Marketing und die Werbekanäle unserer Geschäftspartner.
Welche Herausforderungen habt ihr bei der Anmietung von Gewerbeflächen erlebt und wie seid ihr damit umgegangen?
Lenni: Bis jetzt noch keiner. Wir haben glücklicherweise viele Freunde und so schon mehrere bezahlbare Optionen in Berlin und Brandenburg, falls wir unsere Fertigungsfläche vergrößern möchten.
Von wo bezieht ihr die Rohstoffe für eure Growboxen? Arbeitet ihr mit bestimmten Handelsketten oder Lieferanten zusammen?
Lenni: Das Möbelstück besteht aus Birkenholz mit Echtholzfurnier aus nachhaltigen Quellen, hergestellt in Deutschland. Die Elektronik wird in Europa gefertigt, die Lampen teilweise in der Türkei. Wir streben an, alles auf europäischer Ebene zu produzieren. Unsere Prototypen kamen teilweise aus China, aber wir haben nun europäische Partner für die Serienproduktion.
Inwiefern spielt das Thema Nachhaltigkeit eine Rolle in eurem Unternehmen und in der Produktion eurer Growboxen?
Lenni: Nachhaltigkeit war von Anfang an wichtig und das hat uns unterm Strich auch viel Zeit gekostet. Wir reduzieren Plastik auf ein Minimum, verwenden pflanzlichen Filz für Dichtungen und setzen auf Holz, das CO2 speichert und eine bessere Bilanz hat als Kunststoffe und Metalle.
Max: Unsere Boxen sind außerdem extrem energieeffizient, die Stromkosten liegen so ungefähr bei 7 € pro Monat. Hinzukommt, dass wir alles so konstruiert haben, dass es alles modular austauschbar ist – Anti-IPhone-Prinzip könnte man sagen. Auch nach technischen Updates können Teile einfach ausgetauscht werden. Unsere Konstruktionen sind auf Langlebigkeit ausgelegt, mindestens fünf Jahre.
Wie schätzt ihr die Konkurrenz im Markt für Growboxen ein? Gibt es bestimmte Wettbewerber, vor denen ihr besonderen Respekt habt oder die euch herausfordern?
Max: Es gibt andere interessante Lösungen auf dem Markt, alle mit ihren eigenen Stärken und Schwächen. Das Automatisierungslevel und die Ästhetik unseres Produkts habe ich weltweit aber noch nicht gesehen. Unsere Boxen sind klein, effizient und schön gestaltet.
Habt ihr Tipps für Gründer und Leute, die einen ähnlichen Weg vor sich haben?
Max: Nutzt KI, um Arbeitsprozesse zu strukturieren und schneller zu arbeiten. Es gibt viele hilfreiche Tools, die einem viel Zeit und Arbeit sparen können.
Lenni: Tauscht euch mit Leuten aus, die sich mit einem Thema besser auskennen. Holt euch Rat und profitiert von den Erfahrungen anderer. Netzwerke wie das Motion Lab können extrem hilfreich sein.
Habt ihr abschließende Worte, Anliegen oder Hinweise?
Max: Falls jemand mit einer schönen Internetpräsenz und einer gewissen Followerschaft Interesse hat, unser Produkt zu testen, würden wir uns über Anfragen und Kooperationspartner freuen.
Wir bleiben mit den Jungs in Kontakt und verfolgen die weitere Entwicklung der Timberjane®. Für weitere Infos und Kontaktmöglichkeiten, geht auf www.timberjane.com.